Sonderpreisträger

ICONIC AWARDS 2023: Innovative Architecture

Architects of the Year –Tatiana Bilbao Estudio

Ihre Projekte mögen sich primär über Mexiko, auch Nord- und Südamerika erstrecken. Ihre Strahlkraft aber reicht seit langem bis nach Europa. Aufmerksamkeit erweckt die Architektin Tatiana Bilbao, die ihr Büro 2004 in Mexiko-Stadt gründete, in stark kontextbezogenen Projekten, bei denen das Umfeld und die Nutzer*innen stets respektiert und bestmöglich integriert werden. Zu den herausragenden Entwürfen in Mexiko gehören das Institutsgebäude „Estoa“ für die Universität in Monterrey (2019), der Botanische Garten in Culiacan, für den fortlaufend Pavillonbauten sowie Parkgestaltungen realisiert werden, sowie das Forschungszentrum Sea of Cortez in Mazatlán (2023). Unter anderem in Planung befinden sich derzeit das Nachverdichtungsprojekt „Porte de Montreuil“ in Paris und mit dem Kloster Maria Friedenshort im Osten Brandenburgs ihr erstes Projekt mit religiösem Bezug. Zahlreiche internationale Ausstellungen wie im Louisiana Museum of Modern Art nahe Kopenhagen (2019), im Architekturzentrum Wien (2021) oder im Aedes Architekturforum Berlin (2022) zeugen von der Anerkennung, die ihr aus gutem Grund zuteilwird.

Jurybegründung

Immer wieder gelingt es der Architektin Tatiana Bilbao und ihrem Team, durch eine tiefgehende und analytische Herangehensweise situativ auf lokale Gegebenheiten einzugehen. Ihre Stärke ist es, daraus markante architektonische Gesten abzuleiten. Die Bandbreite ihres Werkes reicht dabei von visionären Masterplänen bis hin zu Wohn-, Kultur- und Bildungsbauten. Besonders hervorzuheben sind ihre universellen und kosteneffizienten Wohnbauprototypen, die sich je nach Bedürfnis und Budget modular erweitern lassen und schnell umsetzbar sind. Unverwechselbares Darstellungsmittel bleiben ungeachtet der Bandbreite ihre collagierten Konzeptvisualisierungen. Wenn die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum meisterhaft verschwimmen, ist dies ein unverkennbares Zeichen von Tatiana Bilbao Estudio — in der Collage wie auch im realisierten Gebäude. Scheinbar einfache, häufig roh anmutende und beinahe brutalistische Elemente entfalten ihre Fragilität und Komplexität so erst beim genaueren Hinschauen und offenbaren außerdem Tatiana Bilbaos tiefes Verständnis für Materialien und Bautechniken. Für ihren inspirierenden Vorbildcharakter und ihr herausragendes architektonisches Schaffen möchten wir Tatiana Bilbao ehren.

Statement Tatiana Bilbao:

„Diese Auszeichnung zu erhalten, ist eine Ehre, die die Werte bestätigt, die unsere Praxis seit Beginn leiten. Für uns ist Architektur nicht nur die Schaffung von Räumen oder ein Designobjekt, sondern ein Akt tiefer Fürsorge für die Menschen, die sie bewohnen, und eine Plattform für Geschichten. Diese Anerkennung bestätigt unser Engagement, den Menschen in den Mittelpunkt jedes Projekts zu stellen und sicherzustellen, dass unsere Lösungen nicht nur funktional und verantwortungsvoll sind, sondern auch emotional bei denjenigen ankommen, die sie erleben. Diese Auszeichnung erinnert uns auch an die Verantwortung, die mit unserem Beruf einhergeht: die Fähigkeit, Umgebungen zu gestalten, die das Leben von Menschen und Gemeinschaften positiv beeinflussen. Es motiviert uns, weiterhin zu erforschen, wie Architektur ein kraftvolles Werkzeug zur Bewältigung sozialer Herausforderungen und zur Förderung eines Gemeinschaftsgefühls sein kann, und dabei in jedem Detail Einfachheit und Strenge zu bewahren. Diese Anerkennung inspiriert uns, uns weiterzuentwickeln, unsere Praxis stets zu hinterfragen und zu verfeinern, sodass jedes Projekt unseren grundlegenden Glauben widerspiegelt: Architektur ist in erster Linie eine Form der Fürsorge.“ - Tatiana Bilbao ESTUDIO"

 

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Interior Designers of the Year – Norm Architects

Gegründet 2008, hat das Kopenhagener Büro Norm Architects eine besondere Leidenschaft für das Sachliche entwickelt – gepaart mit einer unverkennbaren Sensibilität für Materialität, Raum und Atmosphäre. Dabei greift das interdisziplinäre Architektur- und Designteam immer wieder auf archetypische Grundformen zurück. Um dann hinter der Fassade ein überraschend ausgeklügeltes Raumgefüge zu präsentieren, in dessen Mittelpunkt sich eine meditative Ruhe sowie spannungsreiche Innen-Außen-Beziehungen entfalten. Möchte man die Grundmotivation dieses Teams in Worte packen, so dürfte dies wohl das unbedingte Ziel sein, stets sinnlich aufgeladene Raumerfahrungen zu schaffen. Einen Beleg dafür liefern das gläserne Winzerrestaurant Äng im schwedischen Ort Halland (2022) oder das unlängst fertiggestellte Heatherhill Beach House in Vejby, Dänemark (2024). Im interdisziplinären Team von Norm Architects werden zudem Interior-Design-Projekte realisiert und es entstehen Möbeln, Leuchten und Objekten für internationale Marken wie &tradition, Karimoku Case, Audo oder Expormim.

Jurybegründung

Für ihr Oeuvre, welches von außerordentlicher Sensibilität für die jeweiligen Standorte geprägt ist, erfahren Norm Architects über die dänischen Grenzen hinauswachsende Anerkennung. Besonders geschätzt wird dabei die Fähigkeit des interdisziplinären Architektur- und Interior-Design-Teams, neben klaren Architekturentwürfen herausragende atmosphärische Räume und Raumgefüge bis hin zu eigenen Möbelentwürfen zu kreieren. Doch nicht zuletzt sind Norm Architects für ihren Feinsinn im Umgang mit Materialien bekannt. Holz, Lehmbaustoffe und Naturstein entfalten in ihren Architektur- und Innenarchitekturprojekten Stimmungen von Geborgenheit und Erdung. Zugleich zeugen sie vom handwerklichen Anspruch und erzeugen lebendige, taktile, harte oder weiche, warme oder kühle Oberflächen. Rund herum mit Dielenbrettern vertäfelte Wände, Decken und Böden bilden dabei nur das typischste Markenzeichen des Büros. Trauen sollte man ihren Wänden nie: Hinter manch einer dürfen verborgene Stauräume und Türen vermutet werden. Sie sind der Beweis dafür, mit welcher Sorgfalt und Präzision hier bis ins Detail geplant und gestaltet wird.

Statement Norm Architects:

"Wir fühlen uns zutiefst geehrt, als „Interior Designers of the Year“ von den Iconic Awards ausgezeichnet zu werden. Diese Auszeichnung spiegelt das Engagement und die Leidenschaft wider, die wir in jedes unserer Projekte einbringen, und wir sind stolz auf das Lob der Jury für unsere Sensibilität gegenüber Orten und Räumen sowie für unsere Aufmerksamkeit für die feinen Details der Architektur, Materialien und Texturen. Dies steht in engem Einklang mit unserer Designphilosophie. Bei Norm Architects sind wir davon überzeugt, dass wahre Designexzellenz darin besteht, Räume zu schaffen, die ein Gefühl von Ausgewogenheit, Ruhe und Verbundenheit vermitteln. Wir gehen jedes Projekt mit einer ganzheitlichen Denkweise an und berücksichtigen sorgfältig, wie architektonische Elemente, Materialien und Muster interagieren, um stimmige und atmosphärische Umgebungen zu formen. Ob wir ein Zuhause, ein Interieur oder ein Möbelstück entwerfen, unser Ziel ist es, Räume zu gestalten, die nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch tiefgründig bedeutungsvoll und funktional sind. Wir sind dankbar für diese Anerkennung und freuen uns darauf, unsere Reise fortzusetzen, um unsere gebaute Umwelt auf sinnvolle Weise zu gestalten."

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Architects’ Client of the Year – Stadt Neuenburg am Rhein / Areal Kronenrain, MONO Architekten

Lange übersah man sie leicht, wenn man sie auf der vorbeiführenden Autobahn passierte. Denn über Jahrzehnte hinweg fehlte der Kleinstadt Neuenburg am Rhein, im äußersten Südwesten Deutschlands an der Grenze zu Frankreich gelegen, ein markanter Abschluss am westlichen Ortseingang. Den hat sie nun. Anstoß zur Veränderung lieferte die hier im Jahr 2022 ausgetragene Landesgartenschau, die die relative Nähe der Stadt zu den Rheinauen als Naherholungsgebiet zum Thema hatte. Der nämlich rückte durch diverse Flussregulierungen, die Schaffung des Rheinseitenkanals und den Bau von Straßeninfrastruktur zusehends von der erhöht gelegenen Gemeinde weg. Das Berliner Büro MONO Architekten griff die historischen Bezüge wieder auf: Wo einst Befestigungsmauern mit einem Weiher oberhalb des Flussufers standen, definiert nun ein Parkhaus mit öffentlicher Plaza auf dem Dach die Böschung neu. Daneben führt eine Brücke über die Bundesstraße zu einem Aussichtsturm und von dort wiederum ein Aufzug barrierefrei hinauf als auch hinab auf das Niveau des angrenzenden Landschaftsparks. Auf diese Weise entstand eine neue, kluge Verbindung zwischen Innenstadt und Grünanlage und ein prägnanter Stadteingang. Den Turm sieht man dabei nicht nur aus vielen Winkeln der Stadt, mehr noch: Von seiner Spitze aus lässt sich weit in die Ferne in den Schwarzwald, an guten Tagen bis zu den Alpen blicken.

Jurybegründung

Mut muss man haben. Nur so lassen sich zeitgenössische Landmarken von identitätsstiftendem Wert schaffen. Gelungen ist das mit dem Areal Kronenrain in Neuenburg am Rhein. Das Lob gilt insbesondere dem öffentlichen Bauherrn für seine Motivation, bei einem Projekt dieser Größenordnung nicht einfach nur einen funktionalen Zweckbau zu realisieren. Vielmehr ist hier eine echte Landmarke und neue Schnittstelle zwischen Landschaft und Stadt entstanden. Hervorzuheben sind der soziale Mehrwert, das Engagement für Mensch und Umwelt sowie der ausgeprägte identitätsstiftende Charakter der Architektur — für Bewohner*innen wie Besucher*innen. Die glatten und rauen Oberflächen des rot gefärbten Stampfbetons, aus dem große Teile des Ensembles bestehen, betonen den zeitlosen und robusten Charakter der Architektur und geben der Stadt ein prägnantes Stadt Entree. Zusammen mit den Architekten hat die Stadt Neuenburg am Rhein damit eine beeindruckende Geste verwirklicht – absolut nachahmenswert.

Statement Bürgermeister Jens Fondy-Langela:

"Die Stadt Neuenburg am Rhein freut sich über den Ehrenpreis „Architects‘ Client of the Year“ für das Areal am Kronenrain. Wir freuen uns, dass unser Bauwerk trotz starker Konkurrenz gewürdigt wurde und nehmen die Auszeichnung dankend entgegen. Die innovative Gestaltung des Areals am Kronenrain und die vielfältige Funktion durch die Verbindung von verschiedenen städtischen Bereichen zeigen eine gelungene Stadtentwicklung und bieten einen Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger in Neuenburg am Rhein. Es gilt nun, das Projekt mit der Realisierung der Wohnbebauung abzuschließen und die Chancen zu nutzen, die sich der Stadt mit dem Areal am Kronenrain bieten."

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