Mit dem Studierendenhaus nach den Entwürfen der beiden Architekten Gustav Düsing und Max Hacke erhält die Technische Universität Braunschweig nicht nur einen neuen Zeichensaal für die Architekturfakultät – wie es ursprünglich angedacht war. Ihr Konzept, mit dem sich die Jungarchitekten in einem unter wissenschaftlichen Mitarbeitenden ausgeschriebenen Wettbewerb durchgesetzt haben, steht inzwischen allen Studierenden als ein vielseitiger Ort für Begegnungen und zum Lernen auf dem Zentralcampus zur Verfügung. Die filigrane, zweigeschossige Stahlskelettkonstruktion wirkt funktional, die transparente Hülle des Neubaus einladend. Der Innenraum wird von einem Open Space bestimmt, der verschiedene Zonen für Gruppenarbeiten, Seminare oder spontanen Austausch vorhält und somit eine Ergänzung zu existierenden Raumtypologien der Universität bietet. Auf Wände wird – abgesehen von dem den Sanitärtrakt und das Café umfassenden Gebäudekern – gänzlich verzichtet, ebenso auf zentrale Erschließungsflächen, sodass alle Bereiche wie Inseln über ein Netz aus Treppen und Stegen zu erreichen sind. Sollten sich die Bedürfnisse an den Bau einmal ändern, sieht der Entwurf zudem eine flexible Neustrukturierung der Grundrisse und sogar eine komplette Demontage der verschraubten Konstruktionselemente vor und wirkt so einer möglichen Obsoleszenz entgegen.
Debut Work of the Year – Gustav Düsing & Max Hacke für das Studierendenhaus in Braunschweig
Jurybegründung
In ihrer Kollaboration für den Neubau des Studierendenhauses der Technischen Universität Braunschweig gelingt es Gustav Düsing und Max Hacke (beide aus Berlin), eine Antwort auf die Bedürfnisse des nachpandemischen Universitätsalltags zu finden. Während zahlreiche Vorlesungsveranstaltungen und Präsentationen mittlerweile online stattfinden, bildet der Neubau einen Begegnungs- und Identifikationsort für Studierende und Lehrende aller Studiengänge. Eine Besonderheit ist, dass der Raum gänzlich ohne hierarchische Ordnung konzipiert ist und somit ein Gegenmodell zum gewohnten Gegenüber im akademischen Kontext aufzeigt, wie man es zum Beispiel aus Hörsälen kennt. Beeindruckend ist die konsequente Einbeziehung von Nachhaltigkeitsprinzipien: So kann die Struktur, die aus nur wenigen unterschiedlichen Komponenten besteht, im Falle veränderter Bedürfnisse nicht nur umgestaltet oder erweitert werden – die Stahl-Holz-Hybridkonstruktion lässt sich ebenso wie die modular gestaltete Fassade in Einzelteile zurückbauen und anderweitig nutzen. Gustav Düsing und Max Hacke haben die Gelegenheit ergriffen, aus einem Wettbewerb – der bewusst der Nachwuchsförderung, mit einem starken Statement für die Architekturbranche der Zukunft dient – hervorzugehen. In ihrem Entwurf beweisen sie eine erfrischende Radikalität, die etablierten Gestaltenden oft fehlt. Für die Umsetzung wählten sie die kollaborative Form einer ARGE – einen Weg, mit dem insbesondere junge Architekt*innen die Chance auf umfassendere Projekte und schließlich mehr Sichtbarkeit erfahren.
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